Die Lehre vom Geiste wird gewöhnlich als empirische Psychologie behandelt, und der Geist als eine Sammlung von Kräften und Vermögen betrachtet, die sich zufälligerweise bey einander befinden, so daß eines und das andere unbeschadet der Uebrigen eben so gut auch nicht da seyn könnte; wie man [in] der Physik nicht sieht, daß der Natur eben viel abgehen würde, wenn z. B. ein solches Anhängsel, wie der Magnetismus vorgestellt wird, sich in ihr nicht vorfände. – Die Beziehung der Vermögen auf einander wird übrigens als eine äussere Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit angesehen, und diese Nützlichkeit der Vermögen erscheint damit oft als eine sehr entfernte, ja sogar zuweilen abgeschmackte. Die Psychologie gehört, wie die Logik, zu denjenigen Wissenschaften, die in neuem Zeiten von der allgemeinem Bildung des Geistes und dem tieffern Begriffe der Vernunft noch am wenigsten Nutzen gezogen haben, und befindet sich in einem höchst schlechten Zustande. Es ist ihr von der ändern Seite zwar durch die Wendung der Kantischen Philosophie eine grössere Wichtigkeit beygelegt worden, sogar daß sie, und zwar in ihrem empirischen Zustande die Grundlage der Metaphysik ausmachen solle, als welche in nichts anders bestehe, als die Thatsachen des menschlichen Bewußtseyns, und zwar als Thatsachen, wie sie gegeben sind, empirisch aufzufassen und sie zu zergliedern. Mit dieser Stellung der Psychologie, welche zugleich mit dem Standpunkte des Bewußtseyns und mit Anthropologie vermischt wird, hat sich für ihren Zustand selbst nichts verändert, sondern nur dieß hinzugefügt, daß auch für die Metaphysik und die Philosophie überhaupt, wie für den Geist als solchen, auf die Erkenntniß der Nothwendigkeit dessen, was an und für sich ist, auf den Begriff und die Wahrheit Verzicht geleistet worden ist.