11

Der nur erst an sich freie Wille ist der unmittelbare oder natürliche Wille. Die Bestimmungen des Unterschieds, welchen der sich selbst bestimmende Begriff im Willen setzt, erscheinen im unmittelbaren Willen als ein unmittelbar vorhandener Inhalt – es sind die Triebe, Begierden, Neigungen, durch die sich der Wille von Natur bestimmt findet. Dieser Inhalt nebst dessen entwickelten Bestimmungen kommt zwar von der Vernünftigkeit des Willens her und ist so an sich vernünftig, aber in solche Form der Unmittelbarkeit ausgelassen, ist er noch nicht in Form der Vernünftigkeit. Dieser Inhalt ist zwar für mich der meinige überhaupt; diese Form und jener Inhalt sind aber noch verschieden, – der Wille ist so in sich endlicher Wille.

Die empirische Psychologie erzählt und beschreibt diese Triebe und Neigungen und die sich darauf gründenden Bedürfnisse, wie sie dieselben in der Erfahrung vorfindet oder vorzufinden vermeint, und sucht auf die gewöhnliche Weise diesen gegebenen Stoff zu klassifizieren. Was das Objektive dieser Triebe und wie dasselbe in seiner Wahrheit ohne die Form der Unvernünftigkeit, in der es Trieb ist, und wie es zugleich in seiner Existenz gestaltet ist, davon unten.

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Kommentare

2 Antworten zu „11“

  1. Avatar von G.W.F. Hegel

    [zu § 11 ]
    Ich finde mich so und so bestimmt; – habe diese Triebe – auch physische Bedürfnisse, Essen und Trinken – Muß, Notwendigkeit wie das Tier –
    Ob sinnliche Triebe, nur auf Empfinden – oder geistiger Natur – Mitleid, – Ehre, Ruhm –
    Inhalt der Triebe und Neigungen kommt nachher als Pflichten und Rechte vor – Pflichten für das Subjekt, Rechte an und für sich – Ihr Inhalt macht sich geltend. 62
    Triebe freilich die wesentlich äußere [?] Form des Individ[uums als] Bewußts[ein].
    Ich verschieden von der Bestimmtheit dieser Triebe – sie natürlich – bestimmt, erscheinen jeder als selbständig – auch.

  2. Avatar von Eduard Gans
    Eduard Gans

    Triebe, Begierden, Neigungen hat auch das Tier, aber das Tier hat keinen Willen und muß dem Triebe gehorchen, wenn nichts Äußeres es abhält. Der Mensch steht aber als das ganz Unbestimmte über den Trieben und kann sie als die seinigen bestimmen und setzen. Der Trieb ist in der Natur, aber daß ich ihn in dieses Ich setze, hängt von meinem Willen ab, der sich also darauf, daß er in der Natur liegt, nicht berufen kann.

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