Die Einteilung der Verträge und eine darauf gegründete verständige Abhandlung ihrer Arten ist nicht von äußerlichen Umständen, sondern von Unterschieden, die in der Natur des Vertrags selbst liegen, herzunehmen. – Diese Unterschiede sind der von formellem und von reellem Vertrag, dann von Eigentum und von Besitz und Gebrauch, Wert und von spezifischer Sache. Es ergeben sich demnach folgende Arten (die hier gegebene Einteilung trifft im ganzen mit der Kantischen Einteilung, “Metaphys. Anfangsgründe der Rechtslehre”, S. 120 ff.1, zusammen, und es wäre längst zu erwarten gewesen, daß der gewöhnliche Schlendrian der Einteilung der Verträge in Real- und Konsensual-, genannte und ungenannte Kontrakte usf. gegen die vernünftige Einteilung aufgegeben worden wäre):
A. Schenkungsvertrag, und zwar
1. einer Sache; eigentlich sogenannte Schenkung,
2. das Leihen einer Sache, als Verschenkung eines Teils oder des beschränkten Genusses und Gebrauchs derselben; der Verleiher bleib hierbei Eigentümer der Sache (mutuum und commodatum ohne Zinsen). Die Sache ist dabei entweder eine spezifische, oder aber wird sie, wenn sie auch eine solche ist, doch als eine allgemeine angesehen oder gilt (wie Geld) als eine für sich allgemeine.
3. Schenkung einer Dienstleistung überhaupt, z. B. der bloßen Aufbewahrung eines Eigentums (depositum); – die Schenkung einer Sache mit der besonderen Bedingung, daß der andere erst Eigentümer wird auf den Zeitpunkt des Todes des Schenkenden, d. h. auf den Zeitpunkt, wo dieser ohnehin nicht mehr Eigentümer ist, die testamentarische Disposition, liegt nicht im Begriffe des Vertrags, sondern setzt die bürgerliche Gesellschaft und eine positive Gesetzgebung voraus.
B. Tauschvertrag,
1. Tausch als solcher:
α) einer Sache überhaupt, d. i. einer spezifischen Sache gegen eine andere desgleichen.
β) Kauf oder Verkauf (emtio venditio); Tausch einer spezifischen Sache gegen eine, die als die allgemeine bestimmt ist, d. i. welche nur als der Wert ohne die andere spezifische Bestimmung zur Benutzung gilt, – gegen Geld.
2. Vermietung (locatio conductio), Veräußerung des temporären Gebrauchs eines Eigentums gegen Mietzins, und zwar
α) einer spezifischen Sache, eigentliche Vermietung, oder
β) einer allgemeinen Sache, so daß der Verleiher nur Eigentümer dieser oder, was dasselbe ist, des Wertes bleibt, – Anleihe (mutuum, jenes auch commodatum 166 mit einem Mietzins; – die weitere empirische Beschaffenheit der Sache, ob sie ein Stock, Geräte, Haus usf., res fungibilis oder non fungibilis ist, bringt (wie im Verleihen als Schenken Nr. 2) andere besondere, übrigens aber nicht wichtige2 Bestimmungen herbei).
3. Lohnvertrag (locatio operae), Veräußerung meines Produzierens oder Dienstleistens, insofern es nämlich veräußerlich ist, auf eine beschränkte Zeit oder nach sonst einer Beschränkung (s. § 67).
Verwandt ist hiermit das Mandat und andere Verträge, wo die Leistung auf Charakter und Zutrauen oder auf höheren Talenten beruht und eine Inkommensurabilität des Geleisteten gegen einen äußeren Wert (der hier auch nicht Lohn, sondern Honorar heißt) eintritt.
C. Vervollständigung eines Vertrags (cautio) durch Verpfändung.
Bei den Verträgen, wo ich die Benutzung einer Sache veräußere, bin ich nicht im Besitz, aber noch Eigentümer derselben (wie bei der Vermietung). Ferner kann ich bei Tausch-, Kauf-, auch Schenkungsverträgen Eigentümer geworden sein, ohne noch im Besitz zu sein, so wie überhaupt in Ansehung irgendeiner Leistung, wenn nicht Zug um Zug stattfindet, diese Trennung eintritt. Daß ich nun auch im wirklichen Besitze des Werts, als welcher noch oder bereits mein Eigentum ist, in dem einen Falle bleibe oder in dem anderen Falle darein gesetzt werde, ohne daß ich im Besitze der spezifischen Sache bin, die ich überlasse oder die mir werden soll, dies wird durch das Pfand bewirkt – eine spezifische Sache, die aber nur nach dem Werte meines zum Besitz überlassenen oder des mir schuldigen Eigentums mein Eigentum ist, nach ihrer spezifischen Beschaffenheit und Mehrwerte aber Eigentum des Verpfändenden bleibt. Die Verpfändung ist daher nicht selbst ein Vertrag, sondern nur eine Stipulation (§ 77), das einen Vertrag in Rücksicht auf den Besitz des Eigentums vervollständigende Moment. – Hypothek, Bürgschaft sind besondere Formen hiervon.
The classification of contracts and an intelligent treatment of their
various species once classified is not here to be derived from external
circumstances but from distinctions lying in the very nature of
contract. These distinctions are those between formal and real
contracts, between ownership and possession and use, between value
and specific thing, and they yield contracts of the following sorts:
A. Gift.
1. Gift of a thing – gift properly so called.
2. Loan of a thing – i.e. the gift of a portion of it or of restricted
use and enjoyment of it; here the lender remains the owner of the
thing (mutuum and commodatum without interest). Here the thing lent is
either a specific thing or else, even if it be such, it may none the less
be looked on as universal, or it may be a thing which counts (like
money) as a thing universal in itself.
3. Gift of service of any sort, e.g. the mere safe-keeping of a
property (depositum). The gift of a thing on the special condition that
its recipient shall not become its owner until the date of the donor’s
death, i.e. the date at which he ceases in any case to be an owner of
property, is testamentary disposition; this is not contained in the
concept of contract but presupposes civil society and positive
legislation.
B. Exchange.
1. Exchange as such:
[a] exchange of a thing pure and simple, i.e. exchange of one
specific thing for another of the same kind.
[b] purchase or sale (emtio, venditio); exchange of a specific thing for
one characterised as universal, one which counts as value alone and
which lacks the other specific character, utility – i.e. for ‘money’.
2. Letting (location conductio); alienation of the temporary use of a
property in return for rent:
[a] letting of a specific thing – letting strictly so called, or
[b] letting of a universal thing, so that the lessor remains only the
owner of this universal, or in other words of the value – loan (mutuum,
or even commodatum, if interest is charged). The additional empirical
characteristics of the thing (which may be, e.g., a flat, furniture, a
house, res fungibilis or non fungibilis, &c.) entail (as in A. 2 above) other
particular though unimportant subdivisions.
3. Contract for wages (locatio operae) – alienation of my productive
capacity or my services so far, that is, as these are alienable, the
alienation being restricted in time or in some other way (see §67).
Remark: Counsel’s acceptance of a brief is akin to this, and
so are other contracts whose fulfilment depends on character,
good faith, or superior gifts, and where an
incommensurability arises between the service rendered and a
value in terms of cash. (In such cases the cash payment is
called not ‘wages’ but ‘honorarium’.)
C. Completion of a contract
(cautio) through giving a pledge.
In the contracts whereby I part with the use of a thing, I am no
longer in possession of the thing though I am still its owner, as for
example when I let a house. Further, in gifts or contracts for
exchange or purchase, I may have become the owner of a thing
without as yet being in possession of it, and the same cleavage
between ownership and possession arises in respect of the
implementing of any undertaking which is not simply a cash or barter
transaction. Now what the pledge effects is that in the one case I
remain, and in the other case I am put, in actual possession of the
value as that which is still or has already become my Property,
without in either case being in possession of the specific thing which
I am renouncing or which is to be mine. The pledge is a specific thing
but one which is my property only to the extent of the value of the
property which I have renounced into another’s possession or which
is due to me; its specific character as a thing and any excess value it
may have still belong to the person who gave the pledge. Giving a
pledge, is not itself a contract but only a stipulation (see Remark to
sect; 77), i.e. it is the moment which brings a contract to completion
so far as the possession of the property is concerned. Mortgage and
surety are particular forms of pledge.
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